"Große Steine, schwere Beine..."

Ziel der zweiten gemeinsamen Wochenendfahrt der Jugend aus den Kirchenbezirken Gera und Halle war die Jugendherberge in Schierke am Fuße des "Brocken". Eine Wanderung zum Kennenlernen der Geschichte und Natur des Harzes, ein Chorauftritt beim Kurparkfest und ein unvergesslicher Jugendgottesdienst mit Apostel Wosnitzka gehörten zu den gemeinsamen Erlebnissen.

Schon manchem Wanderer mag der Weg zum "Brocken", zum höchsten Berg des Harzes, in die Knochen gegangen sein. Diese Erfahrung muss auch einst der deutsche Dichter Heinrich Heine (1797-1856) gemacht haben, als er - Bewirtung und Wetter einbezogen - den lustigen Reim schrieb:
"Große Steine, schwere Beine, saure Weine, Sicht keine! -
Heinrich Heine"

Vom 5. bis zum 7. September 2003 fand sich die neuapostolische Jugend der Bezirke Gera und Halle zum zweiten Mal zu einer gemeinsamen Wochenendfahrt zusammen. Das Ziel war die Jugendherberge in Schierke am Fuße des "Brocken". Die Anfahrt am Freitag war für einige zwar lang, doch ließen die Schönheiten der spätsommerlichen Landschaft, die man durchfuhr, bei niemandem Langeweile aufkommen.

Die ersten Aktionen nach der Ankunft in der Jugendherberge waren: Schlüssel holen, Gepäck in den Zimmern verstauen, Essen fassen. Man spürte bei allen Teilnehmern deutlich die Freude darüber, dass man wieder zusammen sein konnte. So ging es in den Abend, den man am Feuer auf der Terrasse bis nach Mitternacht ausdehnte.

Wie der erwähnte Dichter ließen sich einige Jugendliche inspirieren und starteten am Samstag gegen vier Uhr morgens, während die anderen noch fest schliefen, eine Tour zum "Brocken". Der Lohn der Mühe bestand darin, dass man vom Gipfel des Berges aus den Aufgang der Sonne erleben konnte. Pünktlich zum Frühstück waren die "Bergsteiger" zurück. Schließlich musste man sich für die vorgesehene Wanderung mit allen Jugendlichen stärken.

Um 9.30 Uhr machten sich ca. 170 junge Brüder und Schwestern und ihre Betreuer in vier Gruppen auf den Weg in die Harzer Berglandschaft. Jede Gruppe hatte zuvor einen Namen erhalten, und durch Los wurde ermittelt, wer in welcher Gruppe ("Luchs", "Feuersalamander", "Eichelhäher" oder "Specht") wandern sollte.

Geführt von Rangern des Nationalparks Hochharz war viel Interessantes über die Geschichte und die Natur dieses schönen deutschen Mittelgebirges zu erfahren. So konnte man den echten Schierker Feuerstein, einen Felsen, kennen lernen und die Schnarcherklippen besteigen. Noch heute findet man Überreste der Meiler, die zur Herstellung von Holzkohle dienten. Die Köhler, die die Meiler bewachten, hielten sich über Wochen im Wald auf. Da fiel, wie uns berichtet wurde, mancher "Waschgang" aus, weshalb der Überlieferung nach der Begriff "Schwarzer Mann" entstand.

Da uns am Abend zuvor das Brennholz ausgegangen war, wurden alle aufgefordert, einen kleinen Wanderstock für das nach unserer Rückkehr geplante abendliche Feuer mitzubringen. Nun, es blieb nicht beim Stöckchen... Zum Glück wurde die Größe der aufgelesenen Hölzer durch die eigene Kraft der fleißigen Sammler begrenzt!

Pünktlich zur Mittagszeit hatten wir uns alle wieder in der Jugendherberge eingefunden. Es wurde gegessen und ein wenig geruht, dann fand man sich zum Singen - besser zum Einsingen zusammen. Dazu muss man dies wissen: Der Termin unserer Fahrt fiel mit dem des Kurparkfestes der Stadt Schierke zusammen. In den Gesprächen, die wir im Rahmen der Vorbereitungen auf unserer Harzreise mit Vertretern der Stadt führen mussten, konnten wir auch von unserer Sangesfreudigkeit berichten. Sogleich wurde uns angeboten, mit einigen Liedvorträgen das Programm des Kurparkfestes zu bereichern. Wir sagten natürlich zu - schließlich konnten wir damit auch ein Stück Öffentlichkeitsarbeit für unsere Kirche leisten.

Schon in den Tagen vor der Reise hatten die Jugendgruppen geeignete Lieder ausgewählt und geübt. Jetzt, als der Auftritt kurz bevor stand, wurde noch einmal gemeinsam geprobt.

Als wir uns im Park von Schierke zum Singen einfanden, waren alle sehr aufgeregt, besonders natürlich unsere Dirigenten. Doch waren wir uns sicher: wenn wir uns zu ihm, unserem himmlischen Vater, bekennen, so bekennt er sich auch zu uns! Und deshalb würde er das Gelingen geben. Zur großen Freude aller, traf noch rechtzeitig unser Apostel Wosnitzka ein, der mit uns herzlich betete. Nun konnte es losgehen.

Mit unseren Liedern, die in jugendlichem Stil vorgetragen wurden, gaben wir davon Zeugnis, was in uns lebt. War die Schar der Zuhörer auch nicht allzu groß, so lohnte sich unsere Mühe ganz bestimmt. Wenn wir nur einige zum Nachdenken über uns anregen konnten, war schon viel erreicht. Und Freude lösten wir bei den Besuchern auf jeden Fall aus, wie den Reaktionen der Parkfestveranstalter zu entnehmen war. Was wollten wir mehr?

In der Vorfreude auf den Sonntag ging es in den Abend. Unter dem Motto "Die Bibel - das unbekannte Buch" gestaltete die Jugend zum Jahr der Bibel auf interessante Weise ein dreistündiges Programm mit Sketchen, Rätseln und Informationen der Wandergruppen über Erlebtes. Da waren Spontanität und Mut gefragt, um mit dem digital verarbeiteten Bildmaterial und freier Rede über die einzelnen Wanderungen berichten zu können. Jeder brachte sich nach seinen Möglichkeiten ein und alle fühlten sich wohl.

Krönender Abschluss des Programms und zugleich Einstimmung auf den Sonntag war ein von der Geraer Jugend nahezu professionell gemachter Film mit dem Titel "Hiob". In ihm wird mit großem "Tiefgang" aus dem Leben eines Jugendlichen unserer Zeit erzählt - wir waren alle sehr berührt.

Am Sonntagmorgen erlebten wir einen unvergesslichen Jugendgottesdienst mit unserem Apostel Wosnitzka und den beiden Bezirksältesten Standtke (Bezirk Gera) und Meistring (Bezirk Halle). Der Gottesdienst stand unter dem Bibelwort Johannes 6, 44: "Es kann niemand zu mir kommen, es sei denn, ihn ziehe der Vater, der mich gesandt hat..."

Die Sporthalle der Jugendherberge war zum Gotteshaus umgestaltet worden. Auch an Blumen für den provisorischen Altar fehlte es nicht. Einige Instrumentalisten aus dem Kreis unserer Jugend umrahmten den Gottesdienst. Die verlangenden Herzen der jungen Geschwister machten es dem Apostel und den mitdienenden Brüdern leicht, Gottes Wort zu wirken und allen Seligkeit zu schenken. Wir spürten die tiefe Liebe des Apostels zur Jugend. Er bot sich uns als "großer Bruder" an, der gern mit Rat und Tat zur Seite stehen will.

Erwähnenswert ist, dass auch Gäste am Gottesdienst teilnahmen. Sie erzählten, dass sie eine Kirche suchten und, als sie beim Vorübergehen an der Sporthalle Gesang hörten, gern eingekehrt seien.

Voller Freude und mit viel Seligkeit im Herzen traten wir am Nachmittag die Heimreise an.

U. B.

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