Aus dem Herzen
"Ein deutsches Requiem" op. 45 von Johannes Brahms in der evangelisch-lutherischen Stadtkirche Mylau/Vogtland
Mylau/Vogtland. Am Vorabend des Totensonntags 2005 brachten Zentralchor und Orchester der Gebietskirche Sachsen/Thüringen in der evangelisch-lutherischen das große Chorwerk "Ein deutsches Requiem" von Johannes Brahms zu Gehör. Die Konzertbesucher waren von der Aufführung dieser anspruchsvollen, aus sieben Teilen bestehenden Komposition tief beeindruckt.
Johannes Brahms (1833-1897) beschäftigte sich wie viele andere Komponisten auch mit dem Thema "Vergänglichkeit des Lebens". Unter dem Eindruck des tragischen Todes seines Freundes und Förderers Robert Schumann im Jahre 1856 wurde er darin bestärkt, ein mehrteiliges Musikwerk für Sologesang, Chor und Orchester zum Thema Tod, Trauer und Trost zu komponieren. Fast 12 Jahre später vollendete er sein heute noch zeitgemäßes Requiem, das auf Grund der Textauswahl von einer enormen Bibelkenntnis Brahms’ und seiner weltanschaulichen Einstellung zeugt. Fest steht: Brahms wollte keine Messe zum Gedenken der Toten schaffen, sondern eine Komposition zum Trost für die Lebenden.
Der im Mittelpunkt des Werkes stehende Gedanke des Trostes durch die Gewissheit um ein jenseitiges Leben beschäftigte Dirigent, Sänger/innen und Instrumentalisten des Zentralchores und des Orchesters der Gebietskirche Sachsen/Thüringen schon seit einigen Jahren. Schrittweise erschlossen sie sich die umfangreiche Komposition, um sie nun in ihrer Gesamtheit im Rahmen der Jubiläumskonzerte anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Zentralchores erklingen zu lassen (siehe auch Bericht über die Konzertreise). Ein lang gehegter Wunsch der Mitglieder des Ensembles hatte sich damit erfüllt!
Als abschließenden Höhepunkt des Jubiläumsjahres und zugleich als Einstimmung auf den diesjährigen Totensonntag, dem 20. November, wollten sie an dessen Vorabend Musikinteressierten aus der Region das grandiose Werk nahe bringen.
Mehr als 400 Menschen waren der Einladung in die imposante, im neogotischen Stil erbauten Stadtkirche Mylau gefolgt, wo um 17 Uhr die Glocken den Konzertabend einläuteten.
Nach freundlichen Begrüßungsworten durch Pastorin Penz eröffneten Chor und Orchester mit leisen Tönen das "Deutsche Requiem". Es erklang: "Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden." Anschließend brachten Sänger und Instrumentalisten mit kraftvollen Klängen die Vergänglichkeit alles Menschlichen zum Ausdruck: "Denn alles Fleisch ist wie Gras…" Dem folgten die liebevolle Aufforderung zum Geduldigsein und der hoffnungsvolle Ausblick in die Zukunft bei Gott. Mit den zuversichtlichen Worten: "Selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben…" (Teil 7) endete der Vortrag des Requiems.
Basierend auf der eigenen Glaubensüberzeugung verstanden es die Musizierenden mit Konzentration und Hingabe die von Brahms gesetzten musikalischen Akzente und Melodielinien zur Erschließung des Textes dem andächtig lauschenden Publikum zu übermitteln. Der Chor bestach durch klare Artikulation und Homogenität sowie durch eine überzeugende, die Herzen ansprechende Interpretation. Statt Applaus folgte auf den Schlussakkord eine längere andächtige Stille.
Die Solisten Cornelia Strelow-Albert (Sopran)und Uwe Oberthür (Bariton) fügten sich klanglich gut in das ausdrucksstarke Gesamtbild ein.
Am Schluss waren sich die Zuhörer einig, dass ein fesselnder und eindrucksvoller Konzertabend zu Ende gegangen war.
An dieser Stelle sei besonders Frau Penz, der Pastorin der Stadtkirche Mylau, herzlich gedankt für ihre Unterstützung während der Vorbereitung und Durchführung des Konzertes.
Text: S.C., K.G./Fotos: W.K.
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