Wassertaufe – „nur weil Oma es will“?

Das veränderte Taufverständnis besteht in der Neuapostolischen Kirche schon einige Jahre. Ein theologisches Seminar, in dem verschiedene Taufverständnisse und Taufhandlungen thematisiert wurden, machte die Wichtigkeit im Umgang mit theologischen Themen deutlich. Die Heilige Wassertaufe kann nach biblischen Befund nicht aus Gewohnheit, Tradition oder der „Oma zuliebe“ seine Wirkung entfalten.

Schon aus der Überschrift ist abzuleiten, dass dieses interaktive Seminar für Amtsträger und Lehrkräfte in Hermsdorf mit Charme aber auch mit tiefgründigen, biblisch fundierten Aussagen zum neuapostolischen Taufverständnis gestaltet wurde. Dr. Reinhard Kiefer, theologischer Berater des Stammapostels (Internationales Kirchenoberhaupt), beleuchtete in seiner erfrischenden Vortragsweise einige biblische Grundaussagen zum Sakramentsverständnis allgemein und speziell zur Heiligen Wassertaufe. Ausgehend vor den vorchristlichen Traditionen beleuchtete er den Auftrag Jesu, bei den Menschen mit der Taufe einen Herrschaftswechsel von dem Bösen zur Gemeinschaft mit Christus zu ermöglichen. Bevor er das neuapostolische Taufverständnis den fast 100 Seminarteilnehmern aus theologischer Sichtweise erläuterte, wurden Tauflehren verschiedener Konfessionen beleuchtet. Einige grundlegende Aussagen und sakramentale Betrachtungen sind sehr ähnlich. 

Die Heilige Wassertaufe, sofern sie die tragenden Elemente Wort, Wasser und die trinitarische Formel enthalten, also rite vollzogen ist, hebt den Zustand der Gottferne auf, obwohl die Geneigtheit des Menschen zur Sünde (Konkupiszenz) weiter besteht. Gott schenkt dabei etwas, er macht etwas mit dem Täufling. Dabei spielt Jesu Leidensweg und Tod mit seinen bis heute hineinreichenden Folgen eine wichtige Rolle. Insofern bedarf die Wassertaufe einer Heiligkeit und einen liturgischen Rahmen durch den Gottesdienst. Die Heilige Wassertaufe ist der Kirche Christi anvertraut. Insofern der Taufakt, wie oben beschrieben vollzogen ist, kann die Taufe anderer christlicher Kirchen Anerkenntnis finden. 

Die zahlreichen Zwischenfragen beantwortete der Referent, so dass sich der Seminarvortrag zu einem praxisorientiertem Dialog (interaktiv) entwickelte. Auch Fragen zur Säuglings- bzw. Kindertaufe, wie in der Neuapostolischen Kirche praktiziert, oder Taufbegehren religionsverschiedener Eltern blieben nicht unbeantwortet. Auch die Fragen zu Taufpatenschaften wurden eindeutig beantwortet.

Die Ausführungen mit den zahlreichen biblisch belegbaren Befunden machten den Anwesenden deutlich, dass das Sakrament der Heilige Wassertaufe keine Traditionsveranstaltung ist und nicht der „Oma zuliebe“ stattfinden kann.

Abschließend ging der Referent noch kurz auf das Thema „Theodizee“ ein. Dahinter steckt die Frage: „Woher kommt das Böse“?   Die Erklärungsansätze zu den Sichtweisen in der Antike, des Mittelalters und der Neuzeit beeindruckten ebenfalls das interessierte Zuhörerschaft.